Henning Otte im dlf-Interview                Zustand der Bundeswehr und Aufgaben 

„Die Truppe ist gut aufgestellt, hochmotiviert, aber zahlenmäßig zu gering. Das Material ist nicht so vorhanden, wie es die sicherheitspolitische Lage erfordert.“ So stellt Henning Otte den aktuellen Zustand der Bundeswehr dar. Der Reserveoffizier wurde vom Bundestag zum Wehrbeauftragten gewählt. Am Donnerstag, den 5. Juni, wird er voraussichtlich in diesem überparteilichen Amt vereidigt. Der Neue bringt viel Erfahrung mit, unter anderem durch zahlreiche Truppenbesuche, viele Gespräche und seine Tätigkeit im Verteidigungsausschuss. „Ombudsmann und Impulsgeber“, so sieht Otte seine Aufgabe „im Sinne der Soldatinnen und Soldaten“. 

 Otte räumt ein: „Viele Anstrengungen sind unternommen. Aber die Politik muss jetzt alles daransetzen, Ergebnisse auf den Hof der Kaserne zu bringen.“ Mit Blick auf den Ausrüstungsstand stellt der CDU-Politiker nüchtern fest: „Vieles ist bestellt, aber noch nicht da. Jetzt muss erstmal das Depot gefüllt werden.“ Denn Sicherheit gibt es nicht zum Nulltarif. Viel Geld wird benötigt, um notwendige Ausrüstung zu beschaffen und mehr Frauen und Männer für die Bundeswehr anzuwerben. Die Änderung des Grundgesetzes ermöglicht die nötigen Investitionen. „Jetzt muss die Devise sein, die Truppe zu stärken: personell und materiell.“ 

„Bereit für den Dienst für unser Land.“ 

Die Soldatinnen und Soldaten stehen bereit, wenn es zum Ernstfall kommen sollte, sagt Otte. „Aber sie erwarten eine Rückendeckung in Gesellschaft und Politik.“ Dazu zählt die notwendige Ausstattung. Diese Rückendeckung ist gewachsen. In Gesellschaft und Politik.“ Jetzt müssen die Bekenntnisse in Taten umgesetzt werden. 

Höhere Anforderungen erfordern mehr Einsatz 

Es geht jetzt auch um Schnelligkeit, betont Otte. „Da muss auch die Industrie und der Mittelstand stehen.“ Darüber hinaus braucht es mehr Soldatinnen und Soldaten, um die Bundeswehr schlagkräftig zu machen. „Der Personalkörper muss gestärkt werden“, nennt Otte das. Vor allem die Zahl der Aktiven muss deutlich erhöht werden.  

Derzeit gibt es einen freiwilligen Wehrdienst. Ob dieser ausreicht, muss jetzt geprüft werden, denn, so Otte: „Der Zuwachs an Personal muss enorm sein. Ob das mit Freiwilligkeit gelingt, muss das Verteidigungsministerium zeigen. Daran wird sich ausrichten, ob es wieder eine Wehrpflicht geben muss. Otte empfiehlt, die Attraktivität für den freiwilligen Wehrdienst zu erhöhen und gleichzeitig die Möglichkeiten für eine Umstellung „von freiwillig zu verpflichtend“ zu schaffen. Dazu, so Otte, „ist es gut, dass Wehrerfassung und Wehrüberwachung gut aufgestellt werden.“ 

Ein Band der Verbundenheit zwischen Truppe und Gesellschaft 

„Die Bundeswehr braucht von allem mehr“, sagt er. Otte verweist auf die neue Brigade in Litauen mit 5.000 Soldatinnen und Soldaten. „Die Anforderungen der NATO steigen. Der Heimatschutz muss gewährleistet werden.“ Zu den offensichtlichen Aufgaben kommen weniger offensichtliche: Für die Verbündeten muss die Drehscheibe organisiert werden. Die NATO-Ostflanke muss gestärkt werden und gleichzeitig im Inland eine Gesamtverteidigung möglich sein. 

Man muss die Kampfverbände stärken und die Verteidigung in den Mittelpunkt stellen, sagt Otte mit Blick auf den derzeit sehr hohen Verwaltungsanteil innerhalb der Truppe. „Die Devise muss sein: Die Bundeswehr muss kämpfen können, um nicht kämpfen zu müssen.“ Gleichzeitig müssen die Bundeswehr und ihr Auftrag als gesamtgesellschaftliches Anliegen verstanden werden. Otte fordert „ein Band der Verbundenheit“. 

Das Interview zum Nachhören gibt es hier: https://www.deutschlandfunk.de/neuer-ansprechpartner-fuer-die-truppe-interview-henning-otte-wehrbeauftragter-100.html  

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